AG-MigrantInnen                                                                    

 

Thema: Unterausschuss „Sanierung Göttingen-Grone“

Ort: Stadtteilzentrum in Grone-Süd

 

Bevölkerungsstrukturen in Grone:

 

Anfang der 90er Jahre bedingt durch massive Einwanderung der Spätaussiedler und der Flüchtlinge aus den ehemaligen Jugoslawien und den Nahen Osten entwickelte sich in Grone eine multinationale Bevölkerungsstruktur.

 

Die Multikulturalität in Grone schuf nicht nur positive Ansätze sondern bewirkte auch Konflikte zwischen den Altbewohnern und der neuen zugewanderten Mieterschaft.

 

Ein Teil der bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner war durch diese Neuzügler verunsichert. Diese Verunsicherung und stille Proteste nahmen einige rechtsradikale Elemente zur Anlass, um in Grone Ausländer- feindlichkeit zu schüren.

 

Häuserfassaden wurden bei der Nacht mit rassistischen Parolen verunstaltet und am helllichten Tag griffen einige Rechtradikale einen Jungen Studenten aus Afghanistan vor dem LÖB-Platz in Grone Süd an.

 

Gegen diesen brutalen Vorfall protestierten viele Gronerinnen und Groner. Das war ein Anlass um einen Runden Tisch in Grone ins Leben zu rufen.

 

 

Der Runde Tisch:

 

Mit der Entstehung des Runden Tisches, an dem fast alle örtliche Initiativen, Institutionen, die Stadt Göttingen, der Ausländerbeirat und interessierte Bewohnerinnen und Bewohner beteiligt waren, haben Diskussionen in lebhafter Form aber nicht nur über die Ursachen solcher Fremdenfeindlichkeit, sondern auch über die Zukunft des Stadtteils stattgefunden.

 

Resultate dieser Zusammenkünfte, die in der Regel einmal im Monat stattfinden, sind inzwischen jedem interessierten Bürger bekannt. Es wurden bei diesem Zusammentreffen nach intensiven Diskussionen, gemeinsame Beschlüsse gefasst, welche in der Tat umgesetzt worden sind. Eine davon ist die Errichtung eines Stadtteilzentrums und eines Nachbarschaftszentrums, die neben den drei Kirchengemeinden, dem Ortsrat und den weiteren Institutionen in Grone, eine unzählige Aufgaben und Unterstützungshilfen für Bürgerinnen und Bürger leisten.

 

Es wurden Mitte der 90er Jahre durch Initiative des Runden Tisches zwei Ganztagseminare in Grone in Form einer Zukunftswerkstatt mit Hilfe des Soziologischen Instituts der Universität Göttingen organisiert.

 

Die Idee von Sanierung Grone ist das Resultat dieser beiden Seminare. Daraufhin verhandelte die Stadt Göttingen mit der Landesregierung über diese Angelegenheit und hat dadurch die Voraussetzungen für die Finanzierung der Sanierung Grone mit den Landesmitteln und Fördergelder aus der EU erzielt.

 

Der Unterausschuss „Sanierung Göttingen-Grone“:

 

Dem Unterausschuss "Sanierung Göttingen/Grone" gehören laut seiner Satzung VertreterInnen aus der Ratsfraktionen und dem Ortsrat und 7 BürgervertreterInnen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Grone. (MieterInnen, Bürgerinitiativen, ausländische MitbürgerInnen, Kirchengemeinden, ElternvertreterInnen der Schulen und Kindergärten, Eigentümerinnen und Eigentümer, die in einer Bürgerversammlung gewählt werden). Hinzu kommen Vertreter der Gewerbe und Handel und Wohnungsbaugesellschaften, die jeweils von ihren Gesellschaften benannt werden. Die Vertreter aus dem Seniorenbeirat, dem Integrationsrat und der Polizei nehmen als Mitglieder des Unterausschusses mit bratenden Stimmen an den Sitzungen teil.

 

Der Unterausschuss hat erstmals Anfang 2000 mit einer Besichtigung von zwei Sanierungsgebiete in Hannover nämlich Vahrenheide-Ost sowie die Habitat-Siedlung und Kronsberg mit seiner Arbeit begonnen. Die Besichtigung der Sanierungsgebiete als Model, sollte den Ausschuss-Mitgliedern als Wegweiser repräsentiert werden.

 

Die Aufgabe der Sanierung nahm das Quartiersmanagement wahr. Der Planerwerkstatt der Stadt Göttingen hatte ganz am Anfang die BürgerInnen in Grone durch verschiedene Veranstaltungen über die Aufgaben und Pläne des Quartiersmanagers in Bezug auf die Sanierung des Stadtteils informiert.

 

In der Zeit von 2000 bis Ende 2002 wurden in Grone viele dringend benötigte Projekte in den Sanierungsgebieten Grone-Süd und  Alt-Grone durchgeführt. Hierzu einige Beispiele:

 

Planungen Zur Umgestaltung von drei Kinderspielplätzen

Präventions- und Integrationsprojekte

Projekt „Mega-Eröffnung“ des Internet-Cafes in Grone-Süd

Einrichtung eines Quartiersmanagements und Eröffnung des Sanierungsbüros

Projekt des Einkaufszentrums (REWE) nach Aufgabe des LÖBs Einkaufsgeschäfts

Förderung von Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an Wohngebäuden

„Projekt Elmweg“

Verplanungen für Heinrich-Heine-Schule (mit Aufenthalts- und Freizeitsangebot, Mittagsverpflegung und Integration der Stadtteilbibliothek)

 

Der Unterausschuss hat unter anderem in einer seinen Sitzungen einen Antrag als Empfehlung mit folgenden Wortlaut verabschiedet:

 

„Eine Veränderung der einseitigen Zusammensetzung der Wohnbevölkerung und die Entwicklung tragfähiger Nachbarschaften“.

 

Dieser Antrag wurde im Rat der Stadt Göttingen beschlossen.

 

Nach der Klage einiger Einwohner, deren Wohnungen sich im Sanierungsgebiet Grone-Süd befanden, hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg am 29.Januar 2003 die am 8. Dezember 2000 vom Rat beschlossene Satzung der Stadt Göttingen über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes Grone-Süd und Alt-Grone für nichtig erklärt. Dies würde unweigerlich zu einem Einfrieren der gesamten Fördermittel.

 

Gegen diese Urteilsverkündung hat die Stadt Göttingen Einspruch eingelegt. Dadurch wurde die Arbeit des Unterausschusses und des Quartiermanagements bis Ende 2004 eingestellt.

                                                          

Welche Ziele und Wünsche folgen wir als MigrantInnen im Unterausschuss?

 

Beschaffung der Arbeitsplätze im Rahmen der Sanierung,

Integration der in Grone wohnenden Migrantinnen und Migranten durch verschiedenen Maßnahmen und Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen. 

 

Ferry Marwi

März 2005